Gilads Grammophon - Ausgabe 9

Johann Sebastian Bach – Orchestersuite Nr. 3 D-Dur, BWV 1068

Der 1685 in Eisenach geborene Johann Sebastian Bach zählt zu den bekanntesten Komponisten der Musikgeschichte und wird seit jeher als ein musikalisches Genie gefeiert. Bis Johann Sebastian Bach im Juli 1750 starb komponierte er (dem Bachwerkeverzeichnis zufolge) 1080 Musikstücke, musikalisch reichten diese Kompositionen von Kantanten, über Chorwerke bishin zu Suiten und Konzerten. Zeitlebens war er Kirchenmusiker und somit auch häufig im Dienste von Fürsten tätig, besonders bemerkenswert ist, dass Johann Sebastian Bach ein Autodidakt war was die Komposition anging und dabei keinen Unterricht genoss. Die Familie Bach war bereits zuvor eine Musikerfamilie, mit Johann Sebastian Bach wurde dieses Vermächtnis aber nochmals gefestigt, da nicht nur seine Brüder Komponisten wurden sondern auch einige seiner Söhne. Als einer der einflussreichsten Musiker inspirierte er kommende Generationen von Komponisten, wagte es musikalische neue Ufer zu betreten und wurde seit seinen Lebzeiten durchgängig rezipiert, gespielt und interpretiert. Innerhalb des kollektiven Gedächtnisses ist Bach also nach wie vor verankert und keinesfalls ein Geheimtipp, wie andere Komponisten, sondern gehört zum fest aufgeführten Kanon der Konzertsäle. Dies liegt sicherlich auch an der schieren Bandbreite an Musik die er komponierte. Die Bachstiftung aus der Schweiz etwa, möchte sämtliche Kantaten Bachs aufführen und aufnehmen, sodass ein gesamtes einheitliches Kompendium existiert. Bei dem gewählten Aufführungsrythmus wird die Bachstiftung etwa 25 Jahre dafür benötigen.

Aber auch über die Grenzen der Klassik hinaus ist Bach durchaus rezipiert worden. Ein Beispiel dafür wäre Jacques Loussier. Der Jazz Musiker nahm Werke von Bach und begann diese mit seinem Trio in Jazz Musik zu verwandeln. Angesichts der Tatsache, dass Bachs Musik von den Rythmen und musikalischen Anlagen beim genaueren Hinsehen durchaus mit Jazz vergleichbar oder gar Jazz Elemente beinhaltet, ist dieses Projekt durchaus interessant und einen Blick wert (Ich verlinke im unteren Teil eine Auswahl). Auch sonst ist Bach oftmals im Film, Fernsehen und Radio zu hören, da seine Musik oftmals für Filmmusiken oder Werbespots genutzt wird. 2010 nutzte die Tanzgruppe Flying Steps Teile aus Bachs Wohltemperierten Klavier und präsentierten die Tanzperformance ‚Red Bull Flying Bach‘, womit sie auch beim Eurovision Song Contest auftragen und somit Bach – wenn auch in abgewandelter und verfremdeter Form – einem breiteren Publikum zugänglich machten. Bekannte Werke Bachs sind neben dem Wohltemperierten Klavier auch seine Matthäus Passion, sein Weihnachtsoratorium, seine Orgelwerke und seine Orchestersuiten, wobei es heute um die Orchestersuite Nr. 3 D-Dur gehen soll.

Das genaue Entstehungsdatum der Orchestersuite Nr. 3 D-Dur, die in fünf Sätze unterteilt ist (Ouverture, Air, Gavotte I [&] II, Bourrée, Gigue), ist aufgrund einer fehlenden autographen Partitur unbekannt, aufgrund der Stils und seinen Arbeitsstationen lässt aber auf einen Entstehungszeitraum bis circa 1722 schließen. Die Basis von Bachs Orchestrierung liegt auf den Streichern, da in seiner ersten Fassung der Orchestersuite keinerlei Blasinstrumente eingeplant waren, diese wurden jedoch vermutlich für eine Aufführung des Leizpiger Collegium Musicum ergänzt. Die eben erwähnte Basis lässt sich aber auch in den ergänzten Blasinstrumentstimmen erkennen, da die Oboen ausnahmslos die erste Violine doppeln, lediglich in der Gavotte I [&] II doppeln sie zusätzlich die zweite Violine. Die Trompeten unterstützen das Werk klanglich und rythmisch, da sie durch ihren Klang die Themenköpfe und die Kadenzen (fest vorbestimmte Tonfolge) hervorheben. Der erste Satz der Orchestersuite wird von einem französischen Klangstil bestimmt, der von einem punktierten Rhythmus dominiert wird, wobei die erste Violine besonders im ersten Satz immer wieder solistisch hervortritt. Der zweite Satz ist ein Gegenpol zum ersten Satz, da hier die Melodie im Mittelpunkt des langsamen Streichersatzes steht, in welchem keinerlei Blasinstrumente zum Einsatz kommen. Die anschließenden vier Sätze werden – im Gegensatz zum zweiten Satz – nun wieder vom Rhythmus getragen und von diesem dominiert. Bach entfernte sich bei der Komposition dieses Werkes von der traditionell-deutschen Satzfolge und folgte durch die freie Auswahl und Stellung der Sätze der französischen Tradition, die im Gegensatz zur deutschen ein wenig freier war.

Zur Aufnahme

Die vorliegende Aufnahme entstand in Zusammenarbeit zwischen dem rennomierten Amsterstand Baroque Orchestra und dem niederländischen Dirigenten Ton Koopman, welcher in der Vergangenheit bereits als Vertreter der historischen Aufführungspraxis hervortrat und wirkte. Im Vergleich zur typisch-romantischen Spielweise die ab dem frühen 19. Jahrhundert entstand, spielen Barockorchester auf periodischen Originalinstrumenten oder Nachbauten und pflegen einen gewissen Spielstil, welcher wenig bis keine Interpretation der einzelnen Stücke beinhaltet und demnach nicht so romantisch gefärbt ist, wie es bei anderen Aufführungsarten der Fall ist. Ton Koopman gründete 1979 das Amsterdam Baroque Orchestra und leitete es viele Jahre. Das genaue Aufnahmedatum dieser Aufnahme ist mir nicht bekannt, jedoch lege ich jedem diese Aufnahmen ans Herz, jedoch gibt es auch andere hochkarätige Einspielungen dieses Stücks, ich persönlich mag die historischen Aufnahmen ein wenig mehr als die Einspielungen, die nicht unter dem Blickpunkt der historischen Aufführungspraxis entstanden sind.

Links zu der Aufnahme

Ton Koopman; Amsterdam Baroque Orchestra

Johann Sebastian Bach: Orchestersuite Nr. 3 D-Dur, BWV 1068

Teil 1

Teil 2

Ich hoffe ihr konntet euch an der heutigen Ausgabe von Gilads Grammophon erfreuen. Mir bleibt nicht mehr viel übrig als euch wie üblich um Anregungen, Fragen, Lob und Kritik zu bitten. Ich entschuldige mich auch hier nochmals für die längere Wartezeit zwischen der letzten und der aktuellen Ausgabe. Die nächste Ausgabe Gilads Grammophon erscheint gegen Ende Februar.

Euer Gilad