Gilads Grammophon

  • Gilads Grammophon


    Was ist Gilad Grammophon?


    im Wesentlichen habe ich nur einen coolen Titel für meinen Thread gebraucht, aber im eigentlich geht es hier um musikalische Empfehlungen. Ich habe ja schon seit einer ganzen Weile musikalische Empfehlungen abseits dessen gepostet, was im Durchschnitt von meiner Altersklasse gehört wird. Da sich immer wieder ein paar dankbare Hörer gefunden haben, die dieses Angebot angenommen haben, werde ich diese "Tradition" fortführen und habe mich dazu entschlossen das ganze als Thread in unserem neuen Unterforum zu tun. Ich werde im wesentlichen immer einen Link zur Musik posten und dazu noch weitere Informationen schreiben, zumindest sofern es sich anbietet und ich die Zeit habe. Der Rythmus hängt davon ab ob ich gerade eine tolle Sache gefunden habe oder ob ich die Zeit habe den Thread zu pflegen. Unten werde ich die vergangenen musikalischen Empfehlungen als Links einfügen, sodass man direkt zu den entsprechenden Beiträgen geführt wird.


    Kritik, Anregungen und Feedback sind gern gelesen und gehört :yes:


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    Inhaltsverzeichnis / Quicklinks


    # Gustav Holst - Die Planeten [#]
    # Richard Wagner – Der Ring ohne Worte [#]
    # Ludwig van Beethoven - Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur Eroica [#]
    # Richard Strauss - Eine Alpensinfonie [#]
    # Johann Sebastian Bach - Weihnachtsoratorium [#]

  • Gustav Holst - Die Planeten


    Bei Die Planeten handelt es sich um eine Orchestersuite des britischen Komponisten Gustav Holst, der zwischen 1874 und 1934 lebte und wirkte. Ein anderes bekanntes Stück von ihm ist das Stück I vow to Thee, My Country, welches als Hauptthema des englischen Volkes unter anderem in Civilization V genutzt wurde. Die Orchestersuite Die Planeten entstand zwischen 1914 und 1916 und ist vor allem in der Anglosphäre ein nicht seltener Bestandteil von Konzerten, während es gerade in Deutschland wenig bekannt ist. Die Orchestersuite ist in sieben Sätze unterteilt, die nach den Planeten des Sonnensystems benannt sind und mit Ausnahme von Mars auch in der korrekten Reihenfolge abgebildet werden (Mars, Merkur, Venus, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun). Pluto fehlt selbstverständlich innerhalb der Orchestersuite, da der Planet erst in den 1930er Jahren entdeckt wurde und Holst keine Gelegenheit mehr hatte einen neuen Satz für Pluto zu komponieren. Neben Pluto fehlt allerdings auch die Erde, sowohl für Erde als auch Pluto wurden in der neueren Zeit Sätze komponiert, diese zählen aber nicht zum traditionellen Aufführungskanon der Orchestersuite. Maßgeblich für die Entstehung der Stück waren die astrologischen Eigenschaften der Planeten (weshalb unter anderem die Erde auch keinen eigenen Satz erhalten hat), ebenso wie die Eigenschaften der römischen Gottheiten.


    Die Planeten wurde für ein großes Symphonieorchester komponiert und erinnert zuweilen an Filmmusik. In den Youtube Kommentaren des Satzes über Mars lässt sich regelmäßig der Kommentar finden, dass Holst bei John Williams abgekupfert hätte, da Holsts Satz über Mars durchaus einige Verbindungen zu John Williams Filmmusik zu Star Wars aufweist. Dies ergibt sich aber schlicht und einfach daraus, dass sich Williams von Holst inspirieren ließ. Aber nicht nur John Williams ließ sich davon inspirieren, auch Hans Zimmers Soundtrack zu Gladiator ließ sich von Holst inspirieren, Ähnlichkeiten gibt es auch zu Denny Elfmans Batmans Rückkehr.


    Zur Aufnahme:
    Die unten gezeigte Aufnahme entstand mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan, sie entstand entweder 1961 oder 1981, da keine genauen Angaben bei dem Youtubevideo vorhanden sind wird dies reichen müssen (Es kann aber nur eine der beiden Aufnahmen sein, da Karajan nur zwei CDs/Schallplatten mit Die Planeten hat aufnehmen lassen). Es sollte dazu gesagt werden, dass Holsts Tochter einmal über eine Version von Karajan gesagt hat, dass dies noch am ehesten so Klänge wie ihr Vater es sich gewünscht hatte. Die Karajan/BP Version ist jedenfalls zu empfehlen, da Karajan ein großer Dirigent war und die BP nach wie vor zu den besten Orchestern der Welt zählen und einen großartigen Klang haben. Andere zu empfehlende Aufnahmen sind die Aufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von James Levine die 1989 aufgenommen wurde. Bei den Stücken die sehr mit Blechbläsern herausstechen klingt das CSO zusammen mit James Levine einfach großartig, da die Blechbläsersektion des CSO absolut großartig ist. In manchen Belangen sind Levine und das CSO sogar besser als Karajan, da er einen recht autoritären Dirigierstil hat und längst kein so guter Dirigent von Stücken der Romantik und Postromantik ist. Unter dem Link zur Karajan/BP Version findet ihr die einzelnen Links zur Levine/CSO Version (die ich sogar eher empfehlen würde).


    Die Planeten, gespielt vom Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von James Levine
    Mars, Bringer of War
    Venus, Bringer of Peace
    Mercury, The Winged Messanger
    Jupiter, Bringer of Jollity
    Saturn, Bringer of Old Age
    Uranus, The Magican
    Neptune, The Mystic


    Die Planeten, gespielt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan


    Direktlink zu Youtube


    Die Planeten in anderen Stücken (kleine Auswahl)
    Hans Zimmer - Battle (Gladiator OST)
    Super Mario Bros. 3 - Luftschiff Theme

  • Richard Wagner - Der Ring ohne Worte


    Richard Wagner, ein Komponist der deutschen Spätromantik, komponiert während seines Lebens zwischen 1813 und 1883 insgesamt 113 Werke, von denen 14 Opern sind, eine Oper blieb unvollendet. Von diesen 14 Opern stellen 10 den Kanon welcher bei den Wagner Festspielen in Bayreuth jedes Jahr aufgeführt werden, unter anderem auch seine Tetralogie Der Ring des Nibelungen. Dieser aus vier Teilen bestehende Opernzyklus beinhaltet die Opern Das Rheingold, Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung. Aus den vier Opern ergibt sich eine Aufführungsdauer von etwa 16 Stunden und mit der Anzahl der Musiker (über 100 sowie 34 Solisten insgesamt sowie Männer und Frauenchor) zählt Der Ring zu einem der aufwändigsten musikalischen Bühnenwerken überhaupt. Der Opernzyklus entstand mit Unterbrechungen zwischen den Jahren 1848 und 1878, nahm also einen Hauptteil des musikalischen Schaffens des Komponisten ein. Die Handlung des Ringes nun aufzuführen wäre deutlich zu Umfangreich, allerdings kann diese hier nachgelesen werden.


    Wagners Ring beinhaltet einige Melodien, welche auch von Leuten gekannt wird die keine Liebhaber klassischer Musik sind, da sie Teil der Populärkultur geworden sind, so etwa der Walküren Ritt vom Anfang des dritten Aktes der Oper Die Walküre. Auch aus anderen Opern sind Melodien bekannt, etwa der Hochzeitsmarsch der Oper Lohengrin. Bereits zu Lebzeiten ließ Richard Wagner Teile der Orchestermusik ohne Solisten bei Konzerten spielen. Lorin Maazel, ein amerikanischer Dirigent und Komponist, stellte 1988 eine durchgängige Version der wichtigsten Ringszenen vor, wobei die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen mit Originalnoten der Partitur vorgenommen wurden, sodass die Bearbeitung auf das Arrangement der Szenen und das einarbeiten der Übergänge beschränkt war. Mazeel ist aber bei weitem nicht die einzige Person die eine Bearbeitung der Ringszenen vorgenommen hat, auch andere Dirigenten und Komponisten haben Bearbeitungen vorgenommen und ebenfalls darauf geachtet das die Übergänge der Partitur entsprechen. Bekannt ist Wagners Ring wie bereits erwähnt durch den Ritt der Walküren, der den Auftakt zum dritten und letzten Akt der Oper Die Walküre darstellt. Besonders bekannt ist dieses Element der Oper durch den Film Apocalypse Now, in welchem das Stück aus den Lautsprechern von Hubschraubern der 1. Luftkavallerie Division gespielt wird als diese ein Dorf in Vietnam angreift (Szenenausschnitt). Allerdings ist Apocalypse Now bei weitem nicht der einzige Film in welchem der Walkürenritt vorkommt, auch in anderen Filmen und Serien wird er genutzt (sieh dafür weiter unten).


    Zur Aufnahme:


    Die nachfolgende Aufnahme des Rings ohne Worte entstand in der Philharmonie Berlin im Jahr 1988 und wird gespielt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Lorin Mazeel. Mittlerweile ist diese Version nicht nur als CD sondern auch mit Bild auf DVD und BluRay erhältlich, sodass man neben der Musik auch beobachten kann wie das Orchester zusammen wirkt, diese DVD/BluRay Version ist unten zu finden. Die Blechbläser der Berliner Philharmoniker brillieren bei Wagner ohne jeden Zweifel und können hier ohne weiteres dem Chicago Symphony Orchestra, welches hervorragende Einspielungen einiger Szenen des Ring unter der Leitung von Sir Georg Solti produziert hat, eine Konkurrenz bieten. Insgesamt sind die Berliner Philharmoniker ein großartiger Klangkörper, nicht ohne Grund zählen sie zu einem der besten Orchester der Welt. Es sei allerdings gesagt das Sir Georg Solti unter vielen Wagnerliebhabern der Wagnerdirigent ist. Die nachstehende Aufnahme ist etwas über 75 Minuten lang, eine Zeit die sich durchaus lohnt da Wagners Musik bewegen und begeistern kann. Es sei jedoch angemerkt, dass sich bei Wagner die Geister scheiden, nicht zuletzt da er einige antisemitische Schriften verfasst hat und letztlich von den Nationalsozialisten stilisiert und auch für die NS Propaganda eingesetzt wurde. Ich empfehle daher auch Informationen über Wagners Antisemitismus zurate zu ziehen, selbst wenn sich dies nicht maßgeblich in seiner Musik wiederspiegelt, wie auch der jüdische Dirigent Daniel Barenboim in einem Interview mit Carsten Fastner 2013 feststellte:


    Zitat

    Fastner: Ist Wagners Musik anisemitisch?
    Barenboim: der Inhalt seiner Opern ist nicht antisemitisch. Natürlich kann man da alles Mögliche hinein interpretieren. Oft wird zum Beispiel gesagt, der Beckmesser sei die Karikatur eines Juden, seine missglückten Lieder hätten eine Ähnlichkeit mit jüdischen Melodien. Aber: Beckmesser war ein Stadtschreiber im mittelalterlichen Nürnberg. Da war kein Jude auf dieser Position erlaubt! Also, wenn Wagner wirklich einen Juden hätte karikieren wollen – was ich ihm sehr wohl zutraue, denn er war ein schrecklicher Antisemit -, dann hätte er das sicherlich nicht mit der Figur eines Stadtschreibers getan.
    (Zitat aus: 128. Das Magazin der Berliner Philharmoniker, Ausgabe Nr. 1, Jahrgang 2013, S. 33.)


    Dennoch sollte sich der geneigte Hörer Wagners Musik auch mit der antisemitischen Seite des Komponisten auseinandersetzen, denn es ist bei Wagner bei weitem nicht alles eitel Sonnenschein: Informationen zu Wagners Antisemitismus



    Der Ring in der Populärkultur (kleine Auswahl)


    Stanley Kubricks Apocalypse Now - Hubschrauberangriff
    FarCry 3 – Hubschrauberflucht
    Watchmen – Vietnam Szene
    Blues Brothers - Verfolgungsszene
    Simpsons - Wer ist Mona Simpson?

  • Super Fabi! Ich bin schon nach 10 Minuten Zuhören total angetan. Besonders toll finde ich deine Erläuterungen zu der jeweiligen Musik, die du präsentierst. Auch dieses mal wieder gut gelungen und informativ! :)


    Unbedingt mehr davon!

  • Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur, Opus 55 ‚Eroica


    Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) zählt zu den bekanntesten Komponisten klassischer Musik der gesamten Zeit und ist einer der bedeutsamsten deutschen Komponisten. Seine Kompositionen zählen zur Epoche der Wiener Klassik und er gilt als einer der Wegbereiter für die nach der Wiener Klassik folgende Romantik, zu der unter anderem Robert Schumann gehörte. Ich möchte hier gar nicht Beethovens gesamtes Leben umreißen, bekannt sollte jedoch sein das er insgesamt Neun Sinfonien komponiert hat, von denen der 4. Satz der Neunten auch als Hymne Europas genutzt wird. Darüber hinaus dürften jedem die Eingangstakte der Fünften Beethoven Sinfonie bekannt sein, die von manchen als das Klopfen des Todes an der Fronttür beschrieben wurden. Doch heute soll es weder um Beethovens Fünfte oder Neunte Sinfonie gehen, sondern um seine Dritte.


    Während die Französische Revolution von Frankreich und Teilen Europas Besitz ergriffen hatte war Ludwig van Beethoven ein junger Mann, zum Sturm auf die Bastille war er gerade einige Monate vor seinem 29. Geburtstag, und begeisterter Bewunderer der Französischen Revolution und später sogar einige Zeit lang ein Bewunderer Napoleons. Napoleon galt in Europa als Held der Aufklärung, da er Ideale wie die Freiheit durch Gesetze in Europa etablierte und durch Kriege verbreitete um die Gesetze auch in Regionen zu tragen, in denen die absolute Monarchie nach wie vor stark prägend auf den Alltag war. Von manchen Zeitgenossen wurde er mit der Sagengestalt des Prometheus verglichen, was Beethoven bereits in seiner Musik zum Ballett Die Geschöpfe des Prometheus angedeutet hatte. Um die Jahrhundertwende 1800 begann Beethoven bereits erste Symptome seiner Gehörkrankheit zu spüren, jenes Gehörleiden das ihn später ertauben ließ. Er plante eine Weile lang nach Paris überzusiedeln, Wien zu verlassen und widmete seine Dritte Sinfonie anfänglich sogar Napoleon. Als er 1804 erfuhr das sich Napoleon zum Kaiser gekrönt hat, soll er – einer Anekdote zufolge – wütend die Widmung vom Titelblatt der Sinfonie radiert haben, so vor Wut, dass das Titelblatt einen Riss an der Stelle bekam. Die Ursprünglich Sinfonia Grande, intitolata Bonaparte betitelte Sinfonie erhielt im Jahr 1806 einen neuen Titel durch Beethoven: Sinfonie, Komponiert um das Andenken eines großen Mannes zu feiern und erhielt auch damals den Titel Eroica.


    Die Sinfonie trägt Anleihen an die Revolutionsmusik als auch an die Polyphonie des Johann Sebastian Bachs. Erwähnenswert ist, dass Beethoven die Sinfonie trotz seiner Enttäuschung durch Napoleon musikalisch nicht veränderte, eine plausible Erklärung dafür ist, dass er nach wie vor an den Idealen der französischen Revolution festhielt (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) und diese im Kampf der deutschen Staaten gegen Napoleon verwirklicht sehen wollte. Die öffentliche Uraufführung fand am 7. April 1807 im Theater an der Wien statt.


    Zu den Aufnahmen:


    Im folgenden Teil sollen ein paar Worte über die beiden Aufnahmen der dritten Sinfonie Fallen. Die erste Aufnahme ist die orchestrale Aufnahme, gespielt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan. Aufgenommen wurde sie im Jahr 1977 in der Philharmonie Berlin. Die Berliner Philharmoniker und Herbert von Karajan haben vor allem was Ludwig van Beethoven angeht viele gute musikalische Aufnahmen gemacht, die Aufnahmen reichen von den 60er bis in die 80er Jahre herein und erschienen beim Label Deutsche Grammophon, dass für seine Qualität bis heute bekannt ist. Herbert von Karajans Stil beim Dirigieren kommt dem Grundgefühl der Beethoven’schen Sinfonien sehr nahe, zumal Karajan ein absoluter Perfektionist war, der nicht davor zurückscheute seine Musiker zu maßregeln. Wer das Glück hatte – oder hat – bei Youtube einige Videoaufnahmen zu finden, bei welchen Karajan dirigiert kann relativ leicht die äußerst sehenswerten Gesten und Bewegungen seines Stils erkennen, ebenso dürfte auffallen das er bei vielen Aufnahmen die Augen geschlossen hat und dennoch hervorragend dirigiert. Meiner persönlichen Meinung nach, sind die Beethoven Sinfonien mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan bisher ungeschlagen, keine andere Aufnahme des Sinfonienzyklus gefällt mir so gut wie mit Karajan. Ich muss allerdings zugeben, dass mich ein Dirigent in jüngster Zeit schwer beeindruckt hat. Ich hatte das Privileg am 6. Juni diesen Jahres den Jungdirigenten Andris Nelsons, einen herausragenden jungen Letten, als Dirigenten des City of Birmingham Symphony Orchestras live in der Philharmonie Essen zu erleben. Dort wurde auch Beethovens Dritte Sinfonie gespielt (neben einer Wagner Ouvertüre und einem Mozart’schen Klavierkonzert) und Nelsons hat mit einer Energie geleitet, die ich lediglich von Karajan kenne. Sollte Nelsons eines Tages einen Beethoven Zyklus aufnehmen, so werden auch diese CDs sicherlich ihren Weg in mein Regal finden, da Nelsons ebenfalls ein großartiger Beethovendirigent ist.


    Die zweite Aufnahme ist etwas Besonderes. Hierbei handelt es sich ebenfalls um die Sinfonie Nr. 3, lediglich ist sie diesmal nicht für das Orchester konzipiert, sondern für das Klavier und einen Spieler. Manch einer mag seine Stirn runzeln und fragen, wie ein Instrument ein gesamtes Orchester ersetzen kann und fragt sich eventuell ob es überhaupt gut klingen kann. Franz Liszt, ebenfalls ein bekannter klassischer Komponist machte es sich in seiner Lebenszeit zur Aufgabe die Sinfonien oder Stücke einiger großer Zeitgenossen vor vorhergegangener Komponisten für das Klavier zu transkribieren, da er der festen Überzeugung war, dass das Klavier die Klangwelt eines ganzen Orchesters abbilden kann. Letztlich ist es die Entscheidung eines jeden Hörers ob dies der Fall ist, meiner Meinung nach ist es Liszt gelungen die Klangwelt des Orchesters einzufangen. Die unten stehende Aufnahme wurde im Jahr 2003 vom französischen Pianisten Cyprien Katsaris eingespielt und gehört auch zu meiner favorisierten Aufnahme.


    Ich empfehle jedem zuerst die Orchestervariante zu hören um sich im Anschluss eine Meinung darüber zu bilden, ob Liszt mit seiner Annahme richtig lag oder eher nicht. Kommentare dazu sind gern gesehen.



    Ich würde mich über weiteres Feedback freuen, ebenso darüber wenn ihr mir sagt, welches Teilstück der Sinfonie euch am besten gefällt.

  • Erstmal vielen Dank für das Stopfen einer meiner Bildungslücken. Ich habe für mich einen Klassik-Ohrwurm gerade als den Beginn des 2. Satzes der Eroica identifizieren können :)
    Diesen Satz fand ich auch so irgendwie noch relativ am zugänglichsten. Als Eigentlich-nicht-Beethoven-Hörer gehen mir z.b. Teile der 6.Sinfonie (Pastorale) leichter ins Ohr. Speziell den ersten Satz werden auch einige andere hier kennen.


    Von der Liszt-Bearbeitung war ich überrascht, dass man "nur" mit dem Klavier doch so nah an den Orchesterklang rankommen kann. Ich muss allerdings sagen, dass bei den Hörnern im 3. Satz irgendwie doch eine Grenze in Sachen Klangwelt war, die man nur mit einem Orchester "überschreiten" kann.

    Alle Wahrscheinlichkeiten liegen bei 50% - entweder es passiert, oder es passiert nicht. - Murphy´s Law

  • Ursprünglich hatte ich geplant, Beethovens Dritte heute Vormittag zu hören. Aber ich habe deinen Text aufmerksam durchgelesen und musste dem entsprechend erst mal den vierten Satz der Neunten hören und danach die Fünfte... Nach (oder vielleicht sogar schon 'in') der Mittagspause werde ich dann hoffentlich die Zeit finden, auch endlich die dritte Symphonie zu hören :)

  • Gestern die normale Version geschafft, heute auch die von Liszt.


    Ich muss allerdings sagen, dass es kein Vergleich ist. Man erkennt das Stück und ich war erstaunt wie oft es auch nah an das Original (bzw. dessen Stimmung) heranreicht, aber letztendlich fehlt mir dabei die Tiefe und die Komplexität, die Orchestermusik für mich auszeichnet und so interessant macht...

  • Richard Strauss – Eine Alpensinfonie


    Mit dem Namen Strauss assoziieren viele den Radetzkymarsch oder den Walzer An der schönen blauen Donau, doch Richard Strauss ist nicht Teil der österreichischen Strauss‘ Dynastie, die besonders durch ihre Waltzer bekannt geworden ist. Richard Strauss wurde wurde am 11. Juni 1864 in München geboren, dessen Bekanntheit sich vor allem durch seine Tondichtungen (Eine Alpensinfonie, Ein Heldenleben et. al.) und Opern erklärt. Hat man den Film 2001: Odyssee im Weltraum gesehen, kennt man die nahezu epischen Klänge als der Übergang von der primitiven Vorwelt in den Weltraum stattfindet. Diese wurden von Richard Strauss komponiert und stammen aus dem Anfang seiner Tondichtung Also sprach Zarathustra. Seine Eine Alpensinfonie ist die letzte Tondichtung die er komponierte, sie wurde im Jahr 1915 fertiggestellt und gilt als ein typisches Beispiel von Programmmusik (Sprich einer Komposition die einem außermusikalischen Programm folgt). Strauss machte seine ersten Skizzen zur Alpensinfonie im Jahr 1900, im Todesjahr des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche. Eigentlich sollte seine Tondichtung (damaliger Arbeitstitel Künstlertragödie) von dem Schicksal eines schweizerischen Portraitmalers handeln. Der Portraitmaler starb im Zustand geistiger Umnachtung und war begeisterter Bergsteiger und somit plante Strauss eine viersätzige Sinfonie deren erster Teil sich völlig dem Bergsteigen widmen sollte. Nach und nach verwarf er jedoch die Pläne einer viersätzigen Sinfonie, ehe er nach jahrelanger Pause um 1910 – während er den Rosenkavalier komponierte – die Arbeit an der Alpensinfonie wieder aufnahm und 1913 entschied eine Sinfonie in einem Satz zu komponieren. Am 8. Februar 1815 vollendete er die Partitur, die dann ihren Titel erhielt, ehe sie am 28. Oktober 1915 mithilfe der Dresdner Hofkappelle unter der Leitung des Komponisten in Berlin uraufgeführt wurde.


    Die Alpensinfonie gliedert sich in verschiedene Teilstücke, die den Aufstieg und Abstieg von einem Berg nacherzählen, Teilstücke die sich ganz deutlich aus der Tondichtung heraushören lassen. Die folgenden Teilstücke ergeben zusammen das Stück:


    Nacht – Sonnenaufgang – Der Anstieg – Eintritt in den Wald – Wanderung neben dem Bache – Am Wasserfall – Erscheinung – Auf blumigen Wiesen – Auf der Alm – Durch Dickicht und Gestrüpp auf Irrwegen – Auf dem Gletscher – Gefahrvolle Augenblicke – Auf dem Gipfel – Vision – Nebel steigen auf – Die Sonne verdüstert sich allmählich – Elegie – Stille vor dem Sturm – Gewitter und Sturm, Abstieg – Sonnenuntergang – Ausklang – Nacht


    Die Alpensinfonie beginnt mit der Nacht, was den direkten Anfang der Bergbesteigung ausmacht. Der Höhepunkt des Stücks ist Auf dem Gipfel, ein Moment der im Stück durch den Einsatz von Blechbläsern fanfarenartig eingeleitet wird. Das Ende wird wieder von der Nacht bestimmt. Deutungsansätze neben der Deutung, dass es sich bei der Alpensinfonie lediglich um die Darstellung einer Bergbesteigung handelt existieren ebenfalls. Eine weitere Deutung sieht in der Alpensinfonie die symbolische Darstellung eines menschlichen Lebens, dies kann auch durch biografische Umstände des Komponisten begriffen werden. Die Entstehung der Alpensinfonie ist mit dem Werk Friedrich Nietzsches Verbunden, da das Stück während der Arbeitsphase noch den Titel Der Antichrist trug. Der Antichrist ist eine philosophische Schrift Nietzsches. Da auch bei der Alpensinfonie ein Bezug zu Nietzsche aufgebaut wird, steht die Alpensinfonie also in direkter Verbindung mit Strauss‘ Tondichtung Also sprach Zarathustra, da diese beiden Werke eindeutig von Nietzsche beeinflusst sind.


    Die Besetzung des Orchesters ist über das normale Maß hinaus vergrößert. Besonders die Blechbläsersektion des Orchesters wurde von Strauss vergrößert, da neben vier Hörnern, vier Tenortuben, vier Trompeten, vier Posaunen und zwei Basstuben, weitere Blechbläser hinter der Bühne bespielt wurden. Hinzu kamen zwölf (!) Hörner, zwei Trompeten und zwei Posaunen. Dies macht die Aufführung der Alpensinfonie zu einer Herausforderung, was wohl der Grund dafür ist, dass die Alpensinfonie heutzutage eher seltener Aufgeführt wird als etwa Ein Heldenleben oder Also sprach Zarathustra. Aber auch das Schlagwerk wird erweitert, nämlich durch eine Windmaschine und eine Donnermaschine, sowie Kuhglocken. Die durchschnittliche Aufführungsdauer der Alpensinfonie beträgt zwischen 45 und 50 Minuten.


    Zu der Aufnahme:


    Die von mir ausgewählte Aufnahme ist zugegebenermaßen ein Glücksfund auf Youtube, da es zwar viele Einspielungen der Alpensinfonie gibt, diese aber in der Qualität stark schwanken und es gerade auf Youtube schwierig ist, eine Version in hoher Qualität zu finden. Es geht aber nicht nur um die Qualität der eigentlichen Aufnahme, sondern auch um die Qualität der Musik an sich und dabei ist die Aufnahme – zumindest für mich, als bekennenden Fan der Berliner Philharmoniker die 2007 eine großartige Einspielung der Alpensinfonie mit Semyon Bychkov als Dirigenten gemacht haben – eine Überraschung. Die Aufnahme entstand im Jahr 2012 bei den Proms des BBC in London, im Zentrum steht der Dirigent Bernard Haitink, welcher zu den bekannteren und vor allem renommiertesten Dirigenten des letzten Jahrhunderts gehört und trotz seines Alters (Haitink ist Jahrgang 1929) nach wie vor dirigiert, ebenso wie die Wiener Philharmoniker. Gerade bei der Alpensinfonie ist es wichtig, dass die Streicher und die Blechbläser in einem ausgewogenen Verhältnis sind und miteinander harmonieren, da das Stück ansonsten grauenhaft abgehackt oder unpassend wirken kann. Die Wiener Philharmoniker liefern unter der Leitung von Bernard Haitink allerdings eine solide, wenn nicht sogar überragende Leistung ab. Gerade bei den Passagen in denen die Blechbläser alles dominieren, verursacht diese Aufnahme bei mir viel Gänsehaut, ohne dass die Streicher oder Holzbläser an Bedeutung verlieren. Die Aufnahme ist 56 Minuten und 38 Sekunden lang.


    Die Wiener Philharmoniker unterscheiden sich klangmäßig von anderen Spitzenorchestern der Welt, da sie Teilweise andere Instrumente benutzen um ihren „Wiener Klang“ zu bewahren, dieser Unterschied existiert vor allem bei den Bläsern und dem Schlagwerk. Die Hornisten verwenden etwa noch das Wiener Horn, welches von anderen Orchestern längst durch neuere Entwicklungen ausgetauscht wurde, auch Posaune, Trompete, Fagott und Klarinette unterschieden sich in gewissen Merkmalen von anderen Orchestern. Grund für diese Unterschiede ist die Tatsache, dass das Orchester einerseits seinen originalen Klang bewahren will und andererseits näher an der historischen Musik der Wiener Klassik und der Wiener Schule ist.




    Strauss in der Populärkultur & Versionenvergleich


    Also sprach Zarathustra (2001: Odyssee im Weltraum)
    Also sprach Zarathustra (Zitiert im Warsteiner Werbespot)
    Also sprach Zarathustra (Konzertmittschnitt der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Gustavo Dudamel)


    Versionenvergleich 'Auf dem Gipfel'
    Wiener Philharmoniker
    Berliner Philharmoniker


    Teilt mir gern eure Gedanken mit, wie findet ihr Strauss‘ Alpensinfonie? Wie bewertet ihr den Klang von Auf dem Gipfel im Vergleich zwischen den Berliner und den Wiener Philharmonikern? Welche Version gefällt euch da besser? Kanntet ihr Strauss bereits?


    Vorschläge, Meinungen, Lob und Kritik sind jederzeit gern gehört.

  • Gilad der Thread ist großartig!
    Könntest du vllt. auch noch von Vivaldi die Vier Jahreszeiten hier veröffentlichen?
    Wäre toll wenn du dazu was zusammen bekommst :D


    sl und danke
    Para

    Die Naturwissenschaft braucht der Mensch zum Erkennen, den Glauben zum Handeln. *Max Planck
    Denn wenn wir nichts wissen, müssen wir alles glauben!

  • Gild, falls du das einer breiteren Masse zugänglich machen willst, dann ist das vielleicht etwas für dich:


    Medium


    Ein einfaches Blogging-System auf Empfehlungsbasis. Noch dazu echt schick gemacht.

    Schönheit ist die Summe der Teile bei deren Anordnung die Notwendigkeit entfällt etwas hinzuzufügen, zu entfernen, oder zu Ändern.

  • Johann Sebastian Bach – Weihnachtsoratorium


    Der 1685 in Eisenach geborene Johann Sebastian Bach zählt zu den bekanntesten Komponisten der Musikgeschichte und wird seit jeher als ein musikalisches Genie gefeiert. Bis Johann Sebastian Bach im Juli 1750 starb komponierte er (dem Bachwerkeverzeichnis zufolge) 1080 Musikstücke, musikalisch reichten diese Kompositionen von Kantanten, über Chorwerke bishin zu Suiten und Konzerten. Zeitlebens war er Kirchenmusiker und somit auch häufig im Dienste von Fürsten tätig, besonders bemerkenswert ist, dass Johann Sebastian Bach ein Autodidakt war was die Komposition anging und dabei keinen Unterricht genoss. Die Familie Bach war bereits zuvor eine Musikerfamilie, mit Johann Sebastian Bach wurde dieses Vermächtnis aber nochmals gefestigt, da nicht nur seine Brüder Komponisten wurden sondern auch einige seiner Söhne. Als einer der einflussreichsten Musiker inspirierte er kommende Generationen von Komponisten, wagte es musikalische neue Ufer zu betreten und wurde seit seinen Lebzeiten durchgängig rezipiert, gespielt und interpretiert. Innerhalb des kollektiven Gedächtnisses ist Bach also nach wie vor verankert und keinesfalls ein Geheimtipp, wie andere Komponisten, sondern gehört zum fest aufgeführten Kanon der Konzertsäle. Dies liegt sicherlich auch an der schieren Bandbreite an Musik die er komponierte. Die Bachstiftung aus der Schweiz etwa, möchte sämtliche Kantaten Bachs aufführen und aufnehmen, sodass ein gesamtes einheitliches Kompendium existiert. Bei dem gewählten Aufführungsrythmus wird die Bachstiftung etwa 25 Jahre dafür benötigen.


    Aber auch über die Grenzen der Klassik hinaus ist Bach durchaus rezipiert worden. Ein Beispiel dafür wäre Jacques Loussier. Der Jazz Musiker nahm Werke von Bach und begann diese mit seinem Trio in Jazz Musik zu verwandeln. Angesichts der Tatsache, dass Bachs Musik von den Rythmen und musikalischen Anlagen beim genaueren Hinsehen durchaus mit Jazz vergleichbar oder gar Jazz Elemente beinhaltet, ist dieses Projekt durchaus interessant und einen Blick wert (Ich verlinke im unteren Teil eine Auswahl). Auch sonst ist Bach oftmals im Film, Fernsehen und Radio zu hören, da seine Musik oftmals für Filmmusiken oder Werbespots genutzt wird. 2010 nutzte die Tanzgruppe Flying Steps Teile aus Bachs Wohltemperierten Klavier und präsentierten die Tanzperformance ‚Red Bull Flying Bach‘, womit sie auch beim Eurovision Song Contest auftragen und somit Bach – wenn auch in abgewandelter und verfremdeter Form – einem breiteren Publikum zugänglich machten. Bekannte Werke Bachs sind neben dem Wohltemperierten Klavier auch seine Matthäus Passion, sein Weihnachtsoratorium, seine Orgelwerke und seine Orchestersuiten (hierbei vor allem ‚Air‘ aus der dritten Orchestersuite). Die entsprechenden Beispiele werden unten verlinkt.


    Nun möchte ich aber zum Weihnachtsoratorium kommen. Ein Oratorium ist eine musikalische Formenlehre, welche die dramatische Vertonung einer geistlichen Handlung auf mehrere Personen, Chor und ein Orchester aufteilt. Bachs Weihnachtsoratorium befasst sich hierbei mit der Weihnachtsgeschichte und besteht insgesamt sechs Teile ( „Jauchzet, Frohlocket“ / „Und es waren Hirten in derselben Gegend“ / „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“ / „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“ / „Ehre sei dir, Gott, gesungen“ / „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“). Die Aufführungsdauer des Weihnachtsoratoriums schwankt, da häufig nicht alle sechs Kantaten gespielt werden, sondern häufig nur die Kantate I – III oder IV bis VI. Die Aufführung des Weihnachtsoratoriums findet heutzutage häufig in der Adventszeit statt, zu Bachs Lebzeiten war dies jedoch anders. Die ersten drei Kantaten wurden etwa angefangen mit dem 25. Dezember zu je einem der Weihnachtsfeiertage gespielt, die Kantate IV wurde zu Neujahr gespielt, die Kantate V am ersten Sonntag nach Neujahr und die Kantate VI am 6. Januar, da dies auch den geistlichen Inhalt des Oratoriums wiederspiegelt.


    Johann Sebastian Bach komponierte das Weihnachtsoratorium zu Weihnachten 1734, uraufgeführt wurde das Oratorium in jenem Weihnachten vom Tomanerchor in Leipzig, aufgeteilt auf sechs Gottesdienste zwischen den eben erwähnten Tagen und wurden dabei in der Nikolaikirche und der Thomaskirche (in welcher sich auch das Grab Johann Sebastian Bachs befindet). Interessant ist beim Weihnachtsoratorium, dass Bach diverse Elemente des Oratoriums nicht eigens für diesen Anlass komponierte sondern lediglich den Text neu schrieb und musikalische Elemente aus vorherigen Kompositionen wiederverwendete. Ein Beispiel hierfür ist etwa der Eröffnungschor Jauchzet, frohlocket, preist die Tage, welches ursprünglich aus dem Chor Tönet, ihr Pauken! Erschallet, Trompeten! stammt. Bei diesem Chor handelte es sich ursprünglich um eine weltliche Kantate die zu Ehren des Geburtstags der Kurfürstin Sachsens und der Königin Polens, Maria Jospeha, am 8. Dezember 1733 uraufgeführt wurde. Beim genauen hinhören im direkten Vergleich, lassen sich die parallelen Musikstrukturen deutlich heraushören.


    Die Besetzung des Orchesters unterscheidet sich je nach Kantate, daher führe ich die unterschiedliche Besetzung im folgenden auf:


    Kantate I: „Jauchzet, frohlocket!
    # Soli, Chor, 3 Trompeten, Pauken, 2 Traversflöten, 2 Oboen, Streicher, Basso continuo
    Kantate II: „Und es waren Hirten in derselben Gegend“
    # Soli, Chor, 2 Traversflöten, 2 Oboe d’amore, 2 Oboe da caccia, Streicher, Basso continuo
    Kantate III: „Herrscher des Himmels, erhöre das Lallen“
    #Soli, Chor, 3 Trompeten, Pauken, 2 Traversflöten, 2 Oboen, Streicher, Basso continuo
    Kantate IV: „Fallt mit Danken, fallt mit Loben“
    # Soli, Chor, 2 Hörner (Corno de caccia), 2 Oboen, Streicher, Basso contiuno
    Kantate V: „Ehre sei dir, Gott, gesungen“
    # Soli, Chor, 2 Oboe d’amore, Streicher, Basso continuo
    Kantate VI: „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“
    # Soli, Chor, 3 Trompeten, Pauken, 2 Oboen, Streicher, Basso continuo.


    Die Aufführungsdauer ist unterschiedlich, je nachdem welche Kantaten gespielt werden und kann daher nicht genau angegeben werden. Das gesamte Weihnachtsoratorium kann aber, je nach Aufnahme, um die 2 Stunden und 35 Minuten lang sein.


    Zu der Aufnahme:


    Die vorliegenden Aufnahmen stammen beide von der Akademie für Alte Musik Berlin, Chor und Dirigent sind jedoch unterschiedlich. In der Videoaufnahme etwa wird die Akademie für Alte Musik Berlin vom Chor des Bayrischen Rundfunks begleitet und von Peter Dijkstra geleitet. In der Tonaufnahme wird die Akademie für Alte Musik vom RIAS Kammerchor begleitet und von René Jacobs geleitet. Beide Aufnahmen sind – meiner Meinung nach – von hervorragender Qualität, lediglich die Tonqualität ist aufgrund der Youtube Kompression bei der reinen Tonaufnahme etwas besser. Es ist also völlig egal welche der beiden Versionen ihr hört, der einzige Vorteil bei der Videoaufnahme ist, dass ihr dort die Musiker seht und ein zugleich ein Bild vom Konzert machen könnt. In beiden Fällen wird jedoch das gesamte Weihnachtsoratorium mit allen sechs Kantaten aufgeführt.


    Die Akademie für Alte Musik Berlin ist ein 1982 in Ost-Berlin gegründetes Orchester, welches die historische Aufführungspraxis pflegt und hauptsächlich Werke des Barock und der Wiener Klassik aufführt. Historische Aufführungspraxis bedeutet hierbei, dass die Musiker auf Instrumenten spielen wie sie zur Zeit des Barock oder der Wiener Klassik wirklich genutzt wurden und nicht etwa auf den modernen Instrumenten wie sie in den meisten Orchestern zu finden sind. Diese alten Instrumente unterscheiden sich häufig vom Klang von den neueren Instrumenten, die Flöten etwa sind nicht aus Metall sondern aus Holz gefertigt, die Trompeten verfügen über keinerlei Ventile sodass die verschiedenen Tonhöhen ausschließlich durch die Spannung der Lippen verändert werden kann. Dadurch erfordert die historische Aufführungspraxis von den Musikern sehr langes Training und vor allem den perfekten Umgang mit ihren Instrument. Zugleich bedeutet die historische Aufführungspraxis aber auch, dass auf größere Interpretationen der Partitur verzichtet und sie so gespielt wird, wie die Noten es hergeben. Die einzige Schwierigkeit hierbei ist, dass es weder im Barock, noch in der Wiener Klassik ein Metronom gab – zumindest in der frühen Wiener Klassik -, sodass das eigentliche Tempo nur durch Anmerkungen des Komponisten in der originalen Partitur vorgegeben sind. Aus diesem Grund gibt es gerade beim Weihnachtsoratorium und anderen Barocken Werken viele verschiedene Aufnahmen die mal sehr schnell, mal sehr langsam gespielt werden.


    Die hier vorliegenden Aufnahmen sind ein gutes Mittel was die Geschwindigkeit angeht und meiner Meinung nach in dieser Beziehung auch absolut ideal, da es nicht zu schnell und nicht zu langsam gespielt ist. Mehr gibt es zu den Aufnahmen prinzipiell nicht zu sagen, ich wünsche euch viel Spaß beim Hören!



    Andere Werke von Johann Sebastian Bach:


    Toccata und Fuge in D-Moll BWV 565 (Helmut Walcha)
    Air (aus der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur BWV 1068
    Ausschnitt aus dem Wohltemperierten Klavier bei Flying Bach
    Jacques Loussier Trio – Bachs Air (Jazz Version)
    Tönet ihr Pauken, erschallet Trompeten! BWV 214
    Konzert für zwei Violinen, 1. Satz BWV 1043 (mit Animation)
    Konzert für zwei Violinen, 3. Satz BWV 1043 (mit Animationen)


    Teilt mir ruhig eure Gedanken zum Weihnachtsoratorium mit, darüber wie ihr das Oratorium fandet. Mich würde auch interessierten welcher Abschnitt des Oratoriums euer Favorit geworden ist, ich kann nur für mich sprechen: Ich liebe den Eingangschor der 1. Und 3. Kantate („Jauchzet, Frohlocket!“ und „Herrscher im Himmel, erhöre das Lallen!“). Was ist abseits des Weihnachtsoratorium euer Lieblingsstück von Bach oder mögt ihr ihn vielleicht gar nicht? Wenn ihr in Zukunft mehr aus dem Barock und von Bach hier lesen und hören wollt, lasst es mich bitte wissen, auf solche Vorschläge kann ich dann jederzeit eingehen.


    Vorschläge, Meinungen, Lob und Kritik sind jederzeit gern gehört.


    Ich danke euch für eure treue und hoffe ihr hattet beim Lesen und Hören viel Freude. Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Rest Nikolaustag und kündige die nächste Ausgabe von Gilads Grammophon für den 20. Dezember an, ich kann nur so viel verraten: wir bleiben im Barock und bei weihnachtlicher Musik.


    Euer Gilad